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Problemaufstellung | Mahler Filmproduktion

Die Problemaufstellung

Probleme lauern überall. Doch wie viel Mühe muss aufgewendet werden, um so etwas Merkwürdiges wie ein Problem überhaupt zu haben? Was braucht es, um ein Problem zu kreieren und wie gelingt das näher Kommen an einen günstigeren Zustand, etwa einer Lösung in kurzer Zeit?

Mit der Methode der systemischen Strukturaufstellungen (SYST) und insbesondere einer ihrer Grundformen der Problemaufstellung soll dieser Frage untersucht werden.

"Niemand hat ein Problem, der nirgends hinwill. Wenn jemand von nichts möchte, daß es sich ändert, wo wäre das Problem?" Kein Problem ohne Richtung oder ein Ziel. (Varga von Kibed, M. u. Sparrer, I. 2014: Ganz im Gegenteil, Carl-Auer-Verlag 2014, S.47).

Ausgehend von der Beobachtung, Dokumentation und Reflexion einer Problemaufstellung soll untersucht werden, inwieweit sich diese Methode eignet, um in relativ kurzer Zeit, Möglichkeitsräume zu eröffnen, die das Erreichen von Zielen erweitert und den Aufstellenden in Bezug auf sein Ziel in günstigere Beziehungskonstellationen versetzt. Hierbei wird besonders die Rolle der Positionierung der Repräsentanten im Raum und die Rolle der Haltung der GastgeberIn untersucht. Weiterhin ist von besonderem Interesse die Struktur, an welcher sich ein Problem identifizieren und modulieren lässt. Damit könnten wahrgenommene Probleme in schon sehr frühen Stadien zu Potentialentfaltungsprozessen genutzt und ausgebaut werden. Haltungsänderungen und veränderte Einstellungen des Aufstellenden würden den Zugang zu Ressourcen sehr viel schneller oder überhaupt erst ermöglichen und damit ein stressfreieres und harmonischeres Miteinander auf Ebenen wie Familie, Beruf und Freizeit ermöglichen.

Systemische Strukturaufstellungen

Die systemischen Strukturaufstellungen sind laut ihren Entwicklern Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibed ein Interventionssystem und eine Sprache, mit deren Hilfe Systeme im Raum mit Personen als RepräsentantInnen für Teile des Systems dargestellt werden können. Ziel einer solchen räumlichen Abbildung ist es, das betrachtete System zu veranschaulichen, zu untersuchen und in gewünschte Richtungen zu verändern. Da die systemische Strukturaufstellung eine Sprache ist, kann mit ihnen im Prinzip alles sprachlich Ausdrückbare symbolisiert werden, solange die Grammatik der Sprache berücksichtigt wird. Insbesondere der Aufbau eines grammatikalischen Regelsystems und die lösungsfokussierte Haltung unterscheidet diesen Ansatz von anderen Formen der Aufstellungen (Sparrer,I. 2016: Systemische Strukturaufstellungen, Carl-Auer-Verlag 2016).

Problemaufstellungen

"Die Tatsachen gehören alle nur zur Aufgabe, nicht zur Lösung." (Wittgenstein, L. 1963: Tractatus logico-philosophicus, suhrkamp 2016, Nr. 6.4321)

Das was sich in dieser Aussage von Wittgenstein widerspiegelt, ist die Grundeinsicht, dass Aufgaben und Probleme von ganz unterschiedlicher Beschaffenheit sind. Die Tatsachen sind die Fakten, durch die wir das Problem bilden und zu verstehen glauben. Doch die Lösung ist nicht einfach eine weitere Tatsache. (Varga von Kibed, M. u. Sparrer, I. 2014: Ganz im Gegenteil, Carl-Auer-Verlag 2014, S.40). Wenn etwas als Problem bezeichnet wird, so werden bestimmten Tatsachen, Strukturen oder Ereignissen ein negativer Wert unterstellt. Der Suche nach Lösungen wird damit ein positiver Wert vorausgesetzt. Doch dieser Wert des einen wie des anderen hat etwas mit der Sicht zu tun, er liegt nicht objektiv in den Umständen. (Varga von Kibed, M. u. Sparrer, I. 2014: Ganz im Gegenteil, Carl-Auer-Verlag 2014, S.42). Es lohnt sich also genauer zu betrachten, wie Ereignisse im Bewusstsein als Problem konstruiert werden. Was Problem oder Hindernis genannt wird, verstellt durch diese, in anderer Hinsicht oft notwendige und nützliche Sichtweise, bereits einen Teil der Chancen, die vielleicht nur durch diesen Anlass, dieses Hindernis oder Problem gewonnen werden kann. (Varga von Kibed, M. u. Sparrer, I. 2014: Ganz im Gegenteil, Carl-Auer-Verlag 2014, S.42).

"Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Verschwinden dieses Problems." (Wittgenstein, L. 1963: Tractatus logico-philosophicus, suhrkamp 2016, Nr. 6.521).

Die Problemaufstellung nach SYST beinhaltet folgende Elemente. Den Fokus, das Ziel, die Hindernisse, Ressourcen, der Gewinn und die zukünftige Aufgabe. (Varga von Kibed, M. u. Sparrer, I. 2014: Ganz im Gegenteil, Carl-Auer-Verlag 2014, S.46ff)

  1. Der Fokus ist der/die TrägerIn des Problems. Ohne Problem ist eine Problemaufstellung sinnlos, da die Lösung für niemanden relevant ist.
  2. Das Ziel. Jedes Problem setzt voraus, dass ein gewünschter Zustand noch nicht erreicht ist. Somit gibt es zwingend ein Ziel. Ohne Ziel kein Problem.
  3. Die Hindernisse. Auch ohne Hindernisse sind Probleme nicht möglich, da sich der Erfüllung andernfalls nichts in den Weg stellen würde. Hindernisse wandeln sich während der Aufstellung um. Erst in Schutzwälle und später in Helfer. Hier findet während der Aufstellung ein internes Reframing statt.
  4. Ressourcen. Systemische Strukturaufstellung arbeitet mit der Grundannahme, dass die Klienten alle Ressourcen, die sie zur Lösung des Problems benötigen, bereits in sich tragen.
  5. Gewinn. Dies ist der Nutzen, der dadurch entstanden ist, dass das Problem noch nicht gelöst worden ist. Dieser ist häufig nicht bekannt. Da der Gewinn zur Lösung des Problems in der gegenwärtig bestehenden Form aufgegeben werden muss, wird er zum Preis, der zu bezahlen ist, für die Lösung des Problems.
  6. Zukünftige Aufgabe. Wenn das Ziel erreicht ist, gibt es im allgemeinen danach eine neue Aufgabe, die es dann zu verwirklichen gilt. Problemaufstellung sind eine Art von systemischen Strukturaufstellungen. Es werden Teile, die zur Grammatik eines Problems gehören, aufgestellt.

Wirkungsebenen

Systemische Strukturaufstellungen laufen gleichzeitig auf verschiedenen Resonanzebenen ab. Es können gleichzeitig Resonanzebenen aus dem familiären Kontext, dem Arbeitsbereich, psychosomatische Zustände und auch Werte und Überzeugungen angesprochen werden. Wichtig ist, dass nur die von der KlientInn präsentierte Problemebene offensichtlich wird. Die anderen Ebenen können mitschwingen, werden aber meist nicht benannt. Deutungen werden bewusst vermieden und Mehrdeutigkeit wird zugelassen. Es ist wichtiger einen Prozess stattfinden zu lassen, als die Deutung zu haben. Veränderung geschieht durch Erfahrung, nicht durch die Deutung. Es geht bei der Aufstellung um ein verändertes Wie-Wissen durch Erfahrung, während eine gelungene Deutung eher einem vermehrten Was-Wissen entspräche.

Die Problemaufstellung zeigt das Innenleben eines Problems sehr deutlich. Mit den zu wählenden Elementen für die Problemaufstellung wird bereits ein Prozess durchlaufen, der deutlich macht, welche Zutaten nötig sind, um überhaupt ein Problem haben zu können. Fragen, die ganz am Anfang im Interview mit der KlientInn zu klären sind, haben folgenden Inhalt:

  • Ist es Ihr eigenes Anliegen?
  • Spielen fremde Aufträge eine Rolle?
  • Geht es um Loyalität? Und wenn ja, zu wem?
  • Ist es Ihr Problem als Einzelperson oder als Vertreter einer Gruppe, Firma oder Organisation?

(Varga von Kibed, M. u. Sparrer, I. 2014: Ganz im Gegenteil, Carl-Auer-Verlag 2014, S.46ff).

Einige nützlichen Anordnungen im Verlauf einer Problemaufstellung sind folgende:

  • Der Fokus sollte das Ziel gut sehen können.
  • Der Fokus sollte Blickkontakt zur künftigen Aufgabe haben.
  • Das Ziel steht üblicherweise näher beim Fokus als die künftige Aufgabe.
  • Wenn die künftige Aufgabe vor dem Ziel steht, kann es sein, dass die KlientInnen versuchen, den zweiten Schritt vor dem Ersten zu tun.
  • Die Hindernisse, die sich bereits in Ressourcen verwandelt haben, stehen meist ein Stück hinter oder direkt neben dem Fokus.
  • Die Ressourcen stehen ebenfalls meistens hinter oder neben dem Fokus. Man kann ausprobieren, welche Ressource links oder rechts besser zur Geltung kommt. Rechts stehen meistens Ressourcen im Außen, links Ressourcen im Inneren, z.B. Begabungen, Gefühle, usw..
  • Der versteckte Gewinn muss sichtbar gemacht werden, steht aber meistens nicht sehr nahe beim Fokus.

(Daimler,R. 2008:Basics der systemischen Strukturaufstellung, Kösel-Verlag 2008, S.148)

Anhand dieser Anordnungen können Reflexionen über Aufstellungen leichter erfolgen, da Abweichungen und Übereinstimmungen über die Unterschiede in Worten besser beschreibbar gemacht werden können.